Unsere Geschichte
Seit 1773 ist die Mitarbeit unseres Vorfahren Johann Philipp Oberlinger bei der berühmten Orgelbauerfamilie Stumm in Rhaunen-Sulzbach belegt.
Der Stammbaum der Familie Oberlinger läßt sich bis weit in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Stammvater war Claus Überlinger, der um 1520 geboren wurde und am 28.08.1585 in Bacharach starb. Die Schreibweise seines Namens deutet auf seine Herkunft aus Süddeutschland (Überlingen am Bodensee). Vier Generationen später ist bei Nikolaus Überlinger (*1651, +1725) der Schreinerberuf belegt. Für die spätere Gründung der Orgelbauwerkstatt war die lange Familientradition des Schreinerhandwerks eine wertvolle Grundlage, denn im Orgelbau spielen die Werkzeuge und Techniken der Holzverarbeitung eine entscheidende Rolle.
Weitere drei Generationen später kam erstmals ein Mitglied der Familie mit dem Orgelbau in Berührung. Der Name änderte sich seit 1730 von Überlinger auf Oberlinger.
Johann Philipp Oberlinger (*2.4.1756, + 1810) (1. Orgelbauer-Generation) arbeitete, wie eine Inschrift von 1773 in der Stumm-Orgel der evangelischen Kirche zu Horrweiler zeigt, bei der berühmten Orgelbauerfamilie Stumm in Rhaunen-Sulzbach. 1787 hinterließ er ein weiteres Mal seinen Namen in einer Stumm-Orgel. 1793 führte er Schreinerarbeiten beim Bau einer Orgel von Friedrich Stumm in der evangelischen Kirche von Windesheim (Bild links) aus.
Der Orgelbaubetrieb in Windesheim wurde von Jakob Oberlinger (*6.3.1842, +7.5.1916) (4. Orgelbauer-Generation), einem Urenkel von Johann Philipp, gegründet.
Mündlichen Überlieferungen zufolge begann er seine Orgelbauerlehre 1860. Erst von der letzten Station seiner Wanderjahre liegt derzeit ein schriftlicher Beleg vor. Die Gebrüder Weil in Neuwied bescheinigten ihm, vom 15.7.1868 bis zum 10.1.1869 in ihrer Werkstatt gearbeitet zu haben. Christian Weil hatte Jakob Oberlinger offenbar als seinen Nachfolger ausersehen; in einem Brief äußerte er sich entsprechend (1877).
Vor 1868 hielt sich Jakob Oberlinger möglicherweise am Niederrhein auf, denn in den ersten Jahren nach seiner Werkstattgründung (1860) erhielt er mehrere Aufträge von dortigen Gemeinden. Für seine Ausbildung am Niederrhein spricht auch eine technische Besonderheit, die er in seiner 1882 fertiggestellten Orgel in der Deutschen Evangelischen Kirche zu Rotterdam (Foto links) anbrachte (das Werk ist in dem holländischen Badeort Renesse erhalten). Die Register beider Manuale stehen auf einer gemeinsamen Schleiflade, die dreigeteilt ist, so dass zwei Register von beiden Manualen aus angespielt werden können. Um 1850 ist ein solches Transmissionssystem häufig im Jülicher Land anzutreffen, beispielsweise in Werken des Orgelbauers Wilhelm Rütter aus Kevelaer.
Seine erste Orgel stellte Jakob Oberlinger im Dezember 1869 in der evangelischen Kirche zu Hargesheim bei Bad Kreuznach auf. Ab 1872 (Neubauvertrag mit Winzenheim bei Bad Kreuznach, op. 3) firmierte Jakob Oberlinger zusammen mit seinem Bruder Karl (*23.3.1840, +1919), (4. Orgelbauer-Generation) der als Schreinermeister wichtige Teile der Fertigung übernehmen konnte.
1880 erwarben die Gebr. Oberlinger (4. Orgelbauer-Generation) das Weilsche Werkstattinventar; um die Jahrhundertwende kauften sie die Materialien der erloschenen Firmen Schlaad in Waldlaubersheim und Gustav Stumm in Kirn von den jeweiligen Erben.
Nach dem Tode der beiden Gründer führte Karl II. Oberlinger (1879-1962, Sohn von Jakob) (5. Orgelbauergeneration) den Betrieb über schwierige Zeiten hinweg weiter. Während der Weltwirtschaftskrise und der Inflation und erst recht im Zweiten Weltkrieg gab es nur wenige Abnehmer für neue Orgeln. Zwischen 1919 (op. 64 für Laubenheim an der Nahe) und 1927 (op. 66 für Hallgarten/Pfalz) ruhte die Neubautätigkeit; op. 65 (katholische Kirche Windesheim 1920) wurde als Provisorium aus gebrauchten Teilen zusammengestellt. Eine wichtige Einnahmequelle war in dieser Zeit die Lieferung von Prospektpfeifen aus Zink als Ersatz für die in fast allen Orgeln im Ersten Weltkrieg requirierten Zinnpfeifen, deren Material für die Waffenindustrie eingeschmolzen worden war.
Nach dem Zweiten
Weltkrieg übergab Karl II. Oberlinger den Betrieb zweien seiner Söhne, Hermann
(*1908-2002) (6. Orgelbauer-Generation) und Ernst (*1915-2004, (6.
Orgelbauer-Generation), beide Orgelbaumeister. Unter deren Führung
erreichte die Orgelbauwerkstatt eine
führende Bedeutung in Europa.
1970 zieht die expandierende
Firma aus den zu klein gewordenen Werkstatträumen in einen großzügigen Neubau
am Ortsrand von Windesheim. Ein Musikhaus wird zum zweiten Standbein. Die
Werkstatt firmierte ab dieser Zeit als Gebr. Oberlinger GmbH & Co KG,
Orgelbau. Orgelbaumeister Herrmann Oberlinger war ein bedeutender Intonateur,
welcher besonders die Klangästhetik unserer Stumm`schen Tradition fortführte. Orgelbaumeister Ernst Oberlinger
war bekannt als excellenter Techniker, welcher viele Neuerungen einführte, die
heute noch zeitgemäßer Stand im Orgelbau sind. (Erste dreimanualige Orgel mit
Schleifladen und mechanischen Spieltrakturen nach dem 2. Weltkrieg. Setzer in
mechanische Registertrakturen, Truhenorgel, Glockenspielen, Cymbelsterne).
Die Betriebsleitung lag
ab 1985
bis 2005 in den Händen von Helmut Oberlinger (*1942,
Orgelbaumeister und Diplom-Betriebswirt, (7.Orgelbauer-Generation) Sohn von
Hermann Oberlinger) und Dipl.-Ing. Wolfgang Oberlinger (*1943,
Orgelbaumeister und Architekt, (7.Orgelbauer-Generation), Sohn von Ernst
Oberlinger). Während die Väter in dieser Zeit bis ins hohe Alter im Betrieb
mitgearbeitet hatten, wird die Firma zu
einer international bekannten Größe im Orgelbau, deren Name für höchste
handwerkliche Qualität steht. Zwischenzeitlich erreicht die Mitarbeiterzahl 90
Angestellte. Wolfgang Oberlinger wird in den Vorstand des BDO (Bund Deutscher
Orgelbauer) gewählt. Er erhält die Bezeichnung „staatl. geprüfter Restaurator
im Orgelbauhandwerk“. Des Weiteren wurde er zum gerichtlich zugelassenen
Sachverständigen im Orgelbau ernannt.
2006 restrukturierte Dipl.-Ing. Wolfgang Oberlinger
die Orgelbauwerkstatt und firmierte seitdem als Oberlinger GmbH. Unter seiner
Leitung wurde die Werkstatt mit
verkleinerter Belegschaft an die neuen nationalen und internationalen
Herausforderungen angepasst, um weiterhin die beste Qualität der
Instrumente zu gewährleisten. Die
Fertigungstiefe im Bereich der Werkstätten wurde dabei etwas reduziert und eine
Zusammenarbeit mit Zulieferer – Werkstätten begonnen. Forschung und
Entwicklung, sowie die Design-Abteilung wurden erweitert, denn neben dem
Orgelbau wird der weitere Schwerpunkt in der Firma auf Physik, Akustik, und
Design gelegt. In unseren Werkstätten arbeiten wir auch an
Forschungsprogrammen, deren Ergebnisse die besondere Qualität der Oberlinger
Orgeln beeinflussen (geglätteter Wind, Cubus 16´, externer Balancier usw.).
Seit 1945 sind auch Setzersysteme, Cymbelsterne, Glockenspiele Neuentwicklungen unserer Werkstatt, welche aktuell ihre Individualität und Besonderheit haben. Für unsere Liebe zur mechanischen Traktur steht beispielsweise die erste in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg erbaute dreimanualige mechanische Orgel, welche 1952-1954 für die Pauluskirche in Bad Kreuznach errichtet wurde und heute noch erklingt. Im Jahr 2020 erhielt die Oberlinger Orgel, für die neue Kirche in Alvitas / Litauen, die Opus-Nummer 2073.
Schon 1965 wurde in einer Forschungsarbeit bei Oberlinger die Truhenorgel von Ernst Oberlinger zusammen mit Prof. Dr. Reinhardt Menger entwickelt, die auf so kompaktem Raum konstruiert wurde, dass sie ab dieser Zeit bis heute als Vorbild für die mittlerweile von einigen Orgelbauern gebauten Truhenorgeln gilt.
Das Orgel Art Museum in Windesheim im Landkreis Bad Kreuznach ist ein Musikinstrumentenmuseum, welches 2001 mit Unterstützung des Landes Rheinland-Pfalz in Windesheim eröffnet wurde, in dem die Sammlung historischer Instrumente gezeigt wird, die die Familie in vielen Jahren zusammengetragen hat. Gründungsdirektor des Orgel Art Museum ist Wolfgang Oberlinger. Das moderne Museum ist eine überregionale touristische Attraktion und eine kulturelle Institution mit Konzerten und Sonderausstellungen. Bereits nach einem Jahr wird der 20.000 Besucher begrüßt. Das Museum zeigt auf 900 m² über 30 Tasteninstrumente, darunter Orgelinstrumente, Clavichorde, Kunstharmonium und Tafelklaviere. Neben historischen Instrumenten finden sich hier Nachbauten und zeitgenössische Instrumente. Seit 2017 erhielt das Orgel Art Museum von der Unesco den Titel: „Immaterielles Kulturerbe“. Seit 2018 wird das Orgel Art Museum von einem Förderverein und der Stiftung „Fondation Oberlinger“ betrieben (zum Zeitungsartikel)
Mittlerweile bereiten sich auch die Kinder (8. Orgelbauer-Generation) von Wolfgang Oberlinger, neben einer Orgelbau-Lehre, einem Architekturstudium oder auch dem Studium der Betriebswirtschaftslehre auf die Weiterführung der Werkstätten vor.
Oberlinger-Orgeln werden individuell geplant und nach höchsten Qualitätsnormen erbaut.
Ausführliche geschichtliche Darstellung durch Dr. Jürgen Rodeland in Lebendiges Rheinland-Pfalz Zeitschrift für Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur.
Oberlinger-Orgeln werden individuell geplant und nach höchsten Qualitätsnormen erbaut, wobei oft ein reger Gedankenaustausch mit bedeutenden Organisten voraus geht.
Die oberen Bilder zeigen Fachgespräche mit bedeutenden Organisten/innen.
Die Plakate (links) zeigen unseren Referenten Wolfgang Oberlinger, welcher in chinesischen Universitäten zu Vorträgen über den europäischen Orgelbau eingeladen wurde.
Unsere Veröffentlichungen
· ISO International Society of Organbuilders, Heft 17: Der Standort der Orgel im Kirchenraum
· ISO International Society of Organbuilders, Heft 21: Akustik in der Kirche
· ISO International Society of Organbuilders, Heft 24: Zur Systematik und Gestaltung des Orgelaufbaues
· Acta Organologica Band 17, Merseburger Verlag: Die Ästhetik der Technik einer Orgel
· Diverse Veröffentlichungen in Kunst + Kirche
· Diverse Veröffentlichungen in Musik + Kirche
· Diverse Veröffentlichungen in DAS MÜNSTER
· Jakobs, W. Oberlinger, P. M. Scholl: Basilika der Dormition-Abbey auf dem Berge Sion, Jerusalem, Die neue Oberlinger Orgel, Organo phon Verlag
· Information 1-8, Broschüren über den Orgelbau bei Oberlinger
Radio und TV
· ZDF, ARTE, 3SAT, mehrere Sendetermine (je 40 min)
· Ralf Schumacher: Eine Orgel für China
· SWR, 3. Programm, Glaskasten
· Vorstellung des Entwurfs einer Truhenorgel
· SWR, 3. Programm, DIE MACHER, Porträt: Wolfgang Oberlinger
Über uns
· Lufthansa Bordbuch 2/ 94, Claudia Schreiner und Dirk Reinartz: Porträt: Wolfgang Oberlinger
· ART, Zeitschrift über Kunst: Orgel Art Museum
· DBZ, Deutsche Bau Zeitung: Orgel Art Museum
· MGG Lexikon, 16 Bände, „Musik in Geschichte und Gegenwart“, unter Oberlinger, Orgelbauerfamilie.
· Jürgen Rodeland: Zur Geschichte der Orgelbauwerkstatt Oberlinger in Windesheim, Herausgeber: Landesbank Rheinland-Pfalz, in: Lebendiges Rheinland-Pfalz, Zeitschrift für Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur, Jahrgang 30, Heft 2/3